Weihrauch, Fichtenharz & der Geruch von Weihnachten
19.12.2022
Allgemein, Kultur & Brauchtum, News aus Eugendorf, Weihnachten & Advent
19.12.2022
Allgemein, Kultur & Brauchtum, News aus Eugendorf, Weihnachten & Advent
Langsam geht das Jahr zu Ende und wir kuscheln uns zu Hause ein, sehnen uns nach der wohligen Gemütlichkeit des Winters, Kerzenschein und Geborgenheit. Dazu gesellen sich im Winter wohlbekannte Gerüche. Wärmende Gewürze ziehen nun wieder in unsere Küchen ein. Weihrauch, Zimt, Anis, Nelken, Orangen, Äpfel, Kekserlduft oder frisches Tannengrün füllen unser zu Hause mit ihrem herrlichen Aroma.
Wir kommen zur Ruhe und besinnen uns in dieser Jahreszeit auf Tradition und Bräuche. Ein Brauchtum, das zwar nie in Vergessenheit geraten war, aber gerade in den letzten Jahren von vielen wieder neu entdeckt wurde, ist das Räuchern mit Kräutern, Weihrauch und weiteren Harzen. Früher allgegenwärtig hat die uralte Tradition des Räucherns, welche schon die Kelten praktizierten, Duftkerzen und Raumduft-Verdampfern Platz gemacht. Doch gerade zum Jahreswechsel liegt etwas mystisches in der Luft und das Räuchern ist vor allem in der Zeit zwischen Heiligabend und Dreikönig aus vielen Häusern nicht wegzudenken.
Es ist die Zeit der Rauhnächte oder auch Rauchnächte, also jenen Nächten, denen in alten Überlieferungen eine besondere Verbindung zwischen Jenseits und Diesseits und äußerst seltsame Ereignisse nachgesagt wurden. Eine Zeit der Geister, Mythen und Rituale. Vorsichtsmaßnahmen wie das Gebet oder das Vermeiden von Unordnung im Haus und das strikte Verbot weiße Wäsche in diesen Nächten aufzuhängen, da sich darin Geister verfangen und großes Unheil bringen könnten, sind bis heute überliefert und werden so mancherorts auch praktiziert.
Je nach Region gibt es drei bis 12 Rauhnächte. Diese sind die wichtigsten:
Weihräuchern, Schutz- und Reinigungsräuchern gehörten früher zum ganz normalen Alltag. Die ganze Familie war im Räucher-Ritual involviert. Und dieses Ritual war und ist von Region zu Region, aber auch von Familie zu Familie, unterschiedlich: Meist wurde die Glut des Herdes in eine Räucherpfanne gefüllt und Weihrauch oder auch Kräuter darauf gestreut. Beim Räuchergang war dann die ganze Familie beteiligt. Mal betend oder Räuchersprüche aufsagend, mal gab man den Tieren des Hofes eine Maulgabe von geweihtem Brot oder umrundete vielerorts das Grundstück dreimal, um Familie und Hof zu schützen. Besonders in ländlichen Gegenden wurden so Haus und Stall gereinigt und das Wohnklima verbessert. Denn das Verräuchern von Weihrauch, Kräutern, Wurzeln und anderen Harzen wirkt sich nachweislich auf unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit aus. Ein Reinigungsprozess nicht nur für Haus und Hof, sondern auch für Körper und Geist.
Beim Verräuchern werden Duft- und Wirkstoffe freigesetzt, die Körper und Geist beeinflussen. Sie gelangen über die Nase in das limbische System und ins Gehirn und beeinflussen dort nicht nur Gefühle, sondern auch Körperfunktionen. So können zum Beispiel Heilreaktionen hervorgerufen werden.
Wir erklären dir einige der wichtigsten Kräuter und Harze und deren nachgesagte Wirkung:
Damit Kräuter und Harze wie Weihrauch ihre volle Wirkung entfalten können, gibt es einige Punkte, die man beachten sollte. Am leichtesten räuchert es sich mit fertiger Räucherkohle. Sie sollte, wenn keine Räucherpfanne vorhanden ist, in eine feuerfeste Räucherschale, zum Beispiel aus Naturstein, gelegt werden. Wichtig ist, dass die Kohle heiß genug ist, um die Räuchermischung zu verräuchern aber keinesfalls zu verbrennen. Als nächstes werden Harze aufgelegt und zum Schluss folgen die Kräuter. Möchte man auf Harze wie zum Beispiel Weihrauch, Kiefernharz oder Akazienharz verzichten und nur Kräuter verräuchern, kann man sich auch eines herkömmlichen Teesiebes bedienen. Die Kräuter einfach einfüllen und dann über einem Teelicht verräuchern. Hier ist zu beachten, dass sich nur sanfter Rauch bilden soll und die Kräuter nicht verbrennen. Auf synthetische Stoffe soll generell verzichtet werden, da es die Geruchssinne verwirrt und die Räuchermischungen somit nicht die gewünschte Wirkung erzielen.
Autorin: Alessa Gruber