Das perfekte Grün
24.03.2025
Allgemein, Golf, Sport & Freizeit

24.03.2025
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Bügeln, bürsten, abtauen, mähen: Es scheint, als könne man die Liste an Aufgaben, die die Greenkeeper in Vorbereitung auf die „Austrian Alpine Open presented by SalzburgerLand“ erfüllen, schier endlos weiterführen. Head-Greenkeeper Bernhard Ufertinger erzählt, wie der Platz für die DP World Tour von 29. Mai bis 1. Juni 2025 im GC Gut Altentann jetzt fit gemacht wird.
Die DP World Tour kehrt in den GC Gut Altentann zurück. Wann geht es los mit den Vorbereitungen?
Tatsächlich haben wir schon vor der Zusage – in weiser Voraussicht sozusagen – mit den ersten Pflegemaßnahmen begonnen. Wir haben im Oktober und November die Böden aerifiziert, eine wichtige Methode, um die Rasenflächen zu belüften. Mitte Februar ging es dann mit den Renovierungsarbeiten im Clubhaus los, die aber bis zu Saisonbeginn abgeschlossen sein werden.
Der heurige Winter war relativ niederschlagsarm. Ein Vorteil für den Saisonstart?
Wir hatten kaum Schnee in Altentann und freuen uns über optimale Voraussetzungen. Für die DP World Tour haben wir fünf neue Abschläge gebaut: Die Bahnen 2, 4, 9, 15 und 18 sind verlängert worden und im Zuge dessen wurden auch die Abschläge für die Amateure begradigt. Die neu gebauten Abschläge der Professionals werden nun begrünt, außerdem werden alle Drainagen durchgespült. Sie sind wichtig, da sie Regenwasser in die Teiche zurückleiten.
Wir dürfen es schon verraten: Der neue Abschlag auf Bahn 4 liegt außerhalb des Golfplatzes!
Richtig, der neue Abschlag wurde nur für das Turnier erbaut und liegt am höchsten Punkt des Platzes und auf der anderen Seite der Straße, die durch den Platz führt. Während des Turniers wird die Straße gesperrt und nach dem Turnier bekommen die Kühe ihre Wiese wieder zurück.
Wie sehen die Wochen vor dem Turnier aus?
Wir sind schon seit November im engen Austausch mit dem Head-Greenkeeper der DP World Tour Graeme MacNiven, der im März zum ersten Mal für einen Lokalaugenschein nach Altentann gekommen ist. Die Richtlinien sind eng definiert und es gibt einen vorgegebenen Plan, zu welchem Zeitpunkt wir was zu tun haben. Gut zehn Tage vor dem Turnier wird unsere achtköpfige Stamm-Mannschaft aufgestockt, wir werden zwanzig Leute und mehr im Greenkeeping-Team sein. So kommt beispielsweise von jedem Golfplatz der Murhof Gruppe ein Greenkeeper für das Turnier zu uns.
Was sind die großen Herausforderungen bei diesem Turnier?
Der Platz muss für das Turnier strenge Vorgaben erfüllen. Das Semi-Rough, das normalerweise fünf Zentimeter hoch ist, wird – um den Schwierigkeitsgrad für die Spieler zu erhöhen – zwanzig Zentimeter hoch sein. Das sind völlig neue Abläufe beim Mähen, die wir auch erst erproben müssen. Umgekehrt müssen die Greens schneller und härter werden. Alles in allem wird viel Arbeit auf uns zukommen. Wir haben 15 Hektar Fairways sowie gut zwei Hektar Greens und Abschläge zu pflegen. Allein um die Semi-Roughs zu mähen, sind wir mit dem Vier-Meter-Mäher eine ganze Woche unterwegs. Das Einzigartige, was einen Jack Nicklaus-Platz ausmacht, sind die vielen Hügel und das kupierte Gelände: Vieles davon ist extrem pflegeintensiv und muss von Hand gemacht werden.
Ab wann wird der Platz für den Normalbetrieb gesperrt werden?
Das Turnier startet am Donnerstag, 29. Mai – genau acht Tage davor, also am 22. Mai wird der Platz gesperrt. Die Spieler reisen am Wochenende an und haben Montag und Dienstag ihre Einspielrunden. Dann findet das Pro-Am-Turnier statt, bei dem Amateure die Möglichkeit haben, den Platz mit einem der teilnehmenden Golf-Profis zu spielen. Am Donnerstag startet dann das eigentliche Turnier.
Wann startet für die Greenkeeper die Hochphase vor dem Turnier?
Die letzten Wochen vor dem Turnier geht es bereits in die heiße Phase. Wir werden das Team aufstocken, Maschinen organisieren bzw. ausleihen. Natürlich sind wir beim Pflegezustand des Platzes auch von äußeren Bedingungen wie dem Wetter abhängig. Bei bzw. nach Regenfällen müssen die mehr als 70 Bunker mithilfe von vier Pumpen ausgepumpt werden.
Wie sehen die Arbeiten während des Turniers aus?
Am Donnerstag und Freitag starten die ersten Spieler um 7.30 Uhr. Da die Greens während des Turniers zweimal täglich gebügelt und gemäht werden, beginnen wir mit den Arbeiten um ca. 4.30 Uhr. Die Fairways müssen für das Turnier mit Korb gemäht werden, was ansonsten nicht der Fall ist. In der Früh werden die Flächen erst abgetaut, um die Feuchtigkeit des Rasens zu reduzieren. Die Spindeln der Mäher werden täglich akribisch geschliffen: Es gibt einen Mechaniker, der sich nur um den perfekten Schliff der Messer kümmert.
Was ist das Besondere an den Greens?
Die Greens werden im Laufe eines Turniers in der Regel schneller. Die Turniervorgabe bei der DP World Turnier liegt bei 3,5 Stimpmeter*). Das gilt als sehr schnell und wir müssen sehen, ob wir diese Vorgabe mit einer Mähhöhe von drei Millimeter erreichen. Ansonsten müssen die Greens noch kürzer werden. Dafür sind gesunde Gräser wichtig und das ist die Aufgabe für die nächsten Wochen: unser Gras zu wahren Hochleistungsgräsern zu „erziehen“.
Worauf freust du dich persönlich ganz besonders?
Als Head-Greenkeeper ist das Turnier ein echter Höhepunkt in meiner beruflichen Laufbahn. Wir arbeiten hier in der absoluten Top-Liga und schnuppern in die Welt des Spitzensports. Das Turnier etwa wird von Sky übertragen und die Bilder in die ganze Welt hinausgeschickt. Persönlich freue ich mich, dass mein Vater, der selbst Head-Greenkeeper war, mit 72 Jahren noch Teil des Teams und damit beim Turnier dabei sein wird. Gut Altentann gilt innerhalb der DP World Tour sicherlich als einer der schönsten Plätze: Jack Nicklaus hatte ganz bestimmte Vorstellungen, als er diesen Platz plante. Diesen im bestem Zustand zu präsentieren, ist unser Ziel.
Der TVB Eugendorf bedankt sich bei Head-Greenkeeper Bernhard Ufertinger herzlich für das Gespräch und wünscht viel Erfolg für die DP World Tour!
Zahlen und Fakten zum GC Gut Altentann
(Anmerkung: Ein Stimpmeter ist die Einheit, um die Rollweite eines Golfballes zu messen. Dabei wird ein Golfball an das obere Ende einer v-förmigen Metallschiene gelegt. Diese Schiene wird im 20-Grad-Winkel angehoben, sodass der Golfball nach unten auf den Rasen rollt. Bei der DP World Tour gilt die Richtlinie, dass der Ball in jedem Fall bis zu 3,5 Meter weit rollen muss. Im Amateurbereich rollt der Ball am Green rund 2 bis 2,8 Meter.)
Autorin: Franziska Lipp