Was für ein Segen

14.01.2025
Allgemein, Ausflugsziele, Kultur & Brauchtum, Sport & Freizeit, Printmagazin "Anders g'schaut"

Eine feinsinnige E-Bike-Tour zwischen Gotik, Barock und Gegenwart.


Zerzauste Wölkchen zieren den Himmel, gelber Hahnenfuß sprenkelt den Wegesrand und die Luft ist erfüllt vom grasigen Geruch frisch gemähter Wiesen: »Traumtagerl« sagen die Einheimischen und sie haben recht.
Der Mai beschert uns einen Bilderbuchtag, wie gemacht für eine E-Bike-Tour, die auf rund 60 Kilometern zu gotischen Kleinoden, römischen Fundstücken und alten Wallfahrtswegen führt. Die Salzburger Kunsthistorikerin Barbara Schwaiger hat eine inspirierende Tour im Sinn. Sie kennt und schätzt die Gegend von ganzem Herzen, weil sie am Wallersee ihre familiären Wurzeln hat und weiß, dass es hier in schönster Naturlandschaft Großes zu erkunden gibt: »Es sind Meisterwerke wie die Barockaltäre von Meinrad Guggenbichler, die man nicht vermuten würde, die aber auf ganz einfachem Weg entdeckt werden können«, verrät Barbara Schwaiger.

Alte Wallfahrtswege

Schon beim ersten Zwischenstopp am Mühlberg bei Seekirchen, nur 15 Minuten von Eugendorf entfernt, bezaubert das Filialkirchlein zum heiligen Leonhard mit atmosphärischer Dichte. Der Kontrast zwischen der blütenschweren Sommerluft draußen und der durchbeteten Kühle drinnen könnte nicht größer sein. Ein hochgotisches Netzrippengewölbe spannt sich über unseren Köpfen. An der Empore findet sich eine Darstellung des Lebens der heiligen Anna, der Großmutter Jesu – eine absolute Rarität. »Gotische Kirchen waren immer bunt, die Darstellungen hatten zum Ziel, der einfachen, des Lesens nicht mäch­tigen Bevölkerung, die Inhalte der Bibel zu vermitteln. Alle Wände erzählen Geschichten«, so Barbara Schwaiger. »Der Flachgau ist eine uralte Kulturlandschaft, die schon seit der Steinzeit besiedelt war. Das Klima, die Seen und der Boden boten den Menschen ideale Bedingungen.«

Durch diese fruchtbare Landschaft radelt es sich geradezu beflügelt. Marienmonat wird der Mai auch genannt und tatsächlich begegnen wir zahlreichen weiblichen Heiligenfiguren auf unserer Radtour. So auch in Zell am Wallersee, wo inmitten eines gepflegten Gärtchens die Filialkirche zur heiligen Magdalena steht. Ein zauberhaftes Kleinod am Seeufer, in dem uns die Kunsthistorikerin auf die geschnitzte Kassettendecke aus Holz von 1667 hinweist. Auf dem Altar befinden sich unter anderem Darstellungen von Rupert und Virgil, den beiden Salzburger Landesheiligen. »Seekirchen gehörte zum Erzbistum Salzburg, doch auf den nächsten Kilometern werden wir eine historische Grenze passieren«, erklärt sie. »Das Benediktinerkloster Mondsee unterstand bis ins 18. Jahrhundert dem Bistum Passau. Durch die Region führte im Mittelalter einer der bedeutendsten Wallfahrtswege, der auf den heiligen Wolfgang, Bischof von Re­gens­burg, zurückgeht und am Wolfgangsee endet. Auf diesem Weg liegen viele kostbar ausgeschmückte Kirchen wie jene in Straßwalchen und Irrsdorf.«

Schon bei unserem nächsten Ziel, dem idyllisch gelegenen Kreuzkircherl Gebertsham, treffen wir auf eine Pilgergruppe. Wallfahrten sind längst nicht mehr gefährlich wie im Mittelalter, dafür hoch im Trend. So halten wir kurz inne vor dem wunderschön ausgestalteten gotischen Flügelaltar und genießen danach die Mittagsrast mit Blick über den Mattsee vor uns und dem Blöken der Schafe im Hintergrund.

Der »Mondseer Meister«

Vier Kirchen liegen auf der tagesfüllenden Tour noch vor uns: Alle verfügen über besonders prächtige Altäre. In der oberösterreichischen Gemeinde Lochen ist es die Ortsjugend, die uns aufklärt. »Unseren Altar hat Meinrad Guggenbichler geschnitzt«, erklären sie uns stolz und unterbrechen dafür ihre Probe für die bevorstehende Firmung. Sie wissen Bescheid über den »Mondseer Meister«, der zu den größten Holzschnitzern seiner Zeit zählte. Von dem gebürtigen Schweizer stammen Kunstwerke wie die Altäre in der Wallfahrtskirche St. Wolfgang, der Stiftskirche Mondsee und der Benediktinerabtei Michaelbeuern. »Der Lochener Altar entstand um 1709 und war Guggenbichlers letztes großes Meisterwerk. Je nach Größe und Ausgestaltung wurde mehrere Jahre an so einem Altar gearbeitet«, erzählt Barbara Schwaiger.


Noch imposanter erscheint der Altar in der Pfarrkirche von Straßwalchen wenige Kilometer weiter. Reliquien sind zudem ein sicherer Hinweis darauf, dass wir uns in einer Wallfahrtskirche befinden. Es handelt sich dabei um körperliche Überreste von Heiligen bzw. um Gegenstände, die mit ihnen in Zusammenhang stehen. Sie werden verehrt und sollen Wunder bewirken. Und so nehmen wir in einer der Bankreihen Platz, um die Pracht in aller Ruhe und bewusst wahrzunehmen. Wieder draußen im Sommer genießen wir den erstaunlich weiten Blick in Richtung Untersberg und Loferer Stein­berge. Bevor es über die Georgskapelle, die ebenfalls mit einem Guggenbichler-Altar ausgestattet ist, zurück nach Eugendorf geht, liegt mit der Wallfahrtskirche »Unsere Liebe Frau« in Irrsdorf noch ein wahrer Schatz auf dem Weg. Der monumentale Altar ist einer der größten im Flachgau und von höchster kunsthistorischer Bedeutung. Die gotischen Türflügel am Westportal zeigen Darstellungen von Maria und Elisabeth – beide in guter Hoffnung.


Zuoberst – in der Krone der Himmelsmutter – hat ein Vögelchen sein Nest gebaut und offenbart damit seine eigene schöpferische Kraft. Darin wird augenscheinlich: Wir alle tragen diese Kraft in uns – jeder auf seine Art und Weise. Meinrad Guggenbichler hat Meisterwerke für die Ewigkeit geschaffen, die Schwalbe ein Nest für einen einzigen Sommer. Beides ist bedeutsam – beides ein Wunder: so wie dieses Traumtagerl voll wundervoller Begegnungen und Erkenntnisse – segensreich wie der Mai.

Zur Tourenbeschreibung: Von Eugendorf zu den schönsten Filialkirchen

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Ausflugstipp ins Benediktinerkloster Michaelbeuern

Rund 30 Kilometer von Eugendorf entfernt liegt das Stift Michaelbeuern. Von Ostern bis Oktober werden jeden Samstag um 14.00 Uhr Führungen durch das drittälteste Benediktinerkloster Österreichs angeboten. Die Stiftskirche ist während der Sommermonate täglich geöffnet und beherbergt einen prunkvolle Barockaltar sowie weitere Kunstwerke von Meinrad Guggenbichler.

Autor: Franziska Lipp

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